Handwerk ist auch Frauensache!
Schrauben, sägen, schweißen – das ist nichts für Frauen? Von wegen! Zahlreiche erfolgreiche Handwerkerinnen zeigen, dass Geschick, Kreativität und technisches Know-how nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Doch in vielen Bereichen des Handwerks sind Frauen noch immer stark unterrepräsentiert. Dabei stecken im Handwerk vielfältige Karrieremöglichkeiten – ganz egal ob als Tischlerin, Elektronikerin oder Kfz-Mechatronikerin.
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Frauenpower im Handwerk: Da geht noch viel mehr!
Obwohl das Handwerk eine attraktive Karrieremöglichkeit ist, entschieden sich nur wenige junge Frauen für diesen Weg. Nur rund ein Siebtel (14,1 Prozent) aller Azubis im Handwerk ist weiblich. Das zeigen Zahlen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDV). 📊
Es gibt einzelne Ausbildungen, in denen mehr Mädels als Jungs zu finden sind. Das betrifft vor allem die kreativen Handwerksberufe, zum Beispiel:
- Maßschneiderin (Frauenanteil bei 86 Prozent)
- Goldschmiedin (85 Prozent)
- Konditorin (73 Prozent)
Auch die Gesundheitshandwerke sind bei Frauen beliebt, zum Beispiel:
- Augenoptikerin (68 Prozent)
- Zahntechnikerin (64 Prozent)
- Hörakustikerin (54 Prozent)
✂️ Der beliebteste Handwerksberuf weiblicher Azubis ist aber immer noch Friseurin.
Aber auch in vielen anderen Bereichen tut sich langsam etwas. Laut ZDH sind zum Beispiel in den folgenden Berufen die Zahlen weiblicher Azubis deutlich gestiegen:
- Tischlerin
- Elektronikerin
- Malerin und Lackiererin
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Und: Fast jede fünfte erfolgreiche Meisterprüfung wurde 2023 von einer Frau absolviert (rund 18 Prozent). Der ZDH berichtet außerdem, dass durchschnittlich jeder vierte Handwerksbetrieb von einer Frau (mit)geführt wird. Das Entwicklungspotential von Frauen im Handwerk sei damit aber noch lange nicht ausgeschöpft.
Insgesamt ist der Frauenanteil im Handwerk noch immer gering, wie das Diagramm zeigt:
Da geht also noch viel mehr! Vielleicht ja mit dir? 🚀
💡 Good to know: Mit einem Meisterbrief (Bachelor Professional) in der Tasche hast du die Möglichkeit, auch ohne Abitur ein Bachelor-Studium zu beginnen.
Deshalb sind so wenige Frauen im Handwerk
Aber warum entscheiden sich so wenige junge Frauen für einen Handwerksberuf? Darüber haben wir mit Susann Ruppert und Kai Vensler von der Handwerkskammer Oldenburg gesprochen. Susann Ruppert ist dort für die Wirtschaftsförderung zuständig und Kai Vensler für das Thema Ausbildung.
Einen wesentlichen Grund für den niedrigen Frauenanteil in vielen Handwerksberufen sieht Susann Ruppert darin, dass die traditionellen Rollenbilder noch immer in der Gesellschaft verankert sind:
Viele dieser Berufe werden nach wie vor als „typisch männlich“ wahrgenommen, wodurch Mädchen und junge Frauen seltener eine Karriere im Handwerk in Betracht ziehen. Diese Wahrnehmung wird durch die geringe Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen in handwerklichen Berufen verstärkt, da es an weiblichen Vorbildern mangelt, die als Inspirationsquelle dienen könnten.
Kai Vensler ergänzt, dass es noch immer Vorstellungen gebe, dass es für Frauen unpassend sei, eine Ausbildung im Handwerk zu machen. „Aber gerade die Ergebnisse in Prüfungen zeigen immer wieder: Junge Frauen sind in den von Männern dominierten Berufen im Handwerk oft die erfolgreicheren Auszubildenden.“
Eltern und Familie seien die entscheidende Gruppe, wenn es um die Wahl der beruflichen Zukunft geht. Für Mädchen, die aus Handwerksfamilien kommen, sei es einfacher, auch selbst ihren Weg ins Handwerk zu finden. „Bei handwerksfernen Familien benötigt es oft die Überzeugungsarbeit der Tochter, dass die Eltern die Entscheidung mittragen“, sagt Kai Vensler.
Auch die Schule spiele eine große Rolle bei der Berufsorientierung. Deshalb sei eine offene Beratung wichtig, anstatt Empfehlungen zu klassischen Frauenberufen zu geben.
➡️ Welche Erfahrungen hast du mit der Berufsberatung in der Schule oder im Gespräch mit deinen Eltern gemacht? Schreib uns gerne eine Nachricht auf Insta!
Das sind die Herausforderungen
Du denkst über eine Karriere im Handwerk nach, machst dir aber Sorgen, dass dies körperlich zu anstrengend sein könnte oder dass du in einem männerdominierten Beruf nicht ernst genommen wirst?
Natürlich können dir tatsächlich Herausforderungen begegnen.
- Einige Handwerksberufe können körperlich ganz schön fordernd sein. Doch es gibt Lösungen. Susann Ruppert erklärt, dass es mittlerweile eine Reihe von Hilfsmitteln und Technologien gebe, die die körperliche Belastung reduzieren können – zum Beispiel mechanische Hebehilfen und ergonomische Werkzeuge.
- Eine weitere mögliche Herausforderung: „Frauen haben oft mit tief verwurzelten Geschlechterstereotypen zu kämpfen, die ihre Fähigkeiten und ihren Platz im Handwerk infrage stellen. Diese Vorurteile können es ihnen erschweren, die gleiche Anerkennung und Wertschätzung wie ihre männlichen Kollegen zu erhalten“, weiß Susann Ruppert.
Und genau deshalb braucht es mehr mutige Frauen, die zeigen: Ich kann das!
- Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann herausfordernd sein, vor allem in Berufen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten.
💡 Good to know: Ein triales Studium kann der perfekte Start für deine Karriere im Handwerk sein. Dabei absolvierst du nicht nur ein Studium und eine Ausbildung gleichzeitig, sondern machst zusätzlich auch noch den Meister.
Warum das Handwerk mehr Frauen braucht
Diese Herausforderungen für Frauen im Handwerk gilt es zu durchbrechen, zum Beispiel durch:
- den vermehrten Einsatz von technischen Hilfsmitteln, um die körperliche Belastung zu verringern.
- den Abbau von Vorurteilen, zum Beispiel durch mehr weibliche Vorbilder und eine geschlechtsneutrale Berufsberatung.
- die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten oder auch getrennte Sanitär- und Umkleideräume in Betrieben.
Denn eines steht fest, betont Susann Ruppert: „Mehr Frauen ins Handwerk zu bringen, ist aus verschiedenen Gründen enorm wichtig.“
- Vielfalt bringt unterschiedliche Perspektiven und Ideen ins Handwerk, was wiederum zu Innovation und Entwicklung beiträgt.
- Das Handwerk braucht dringend Nachwuchs. Ein höherer Frauenanteil kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu verringern. Denn der stellt eine der größten Herausforderungen für die Branche in der Zukunft dar.
- Mehr Frauen in vermeintlichen Männerberufen tragen dazu bei, Geschlechterklischees abzubauen.
Eine stärkere Präsenz von Frauen im Handwerk sorgt dafür, dass alle – unabhängig vom Geschlecht – die gleichen Chancen auf Ausbildung, Karriere und gerechte Entlohnung haben. Dies trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen, ein respektvolles Miteinander zu stärken und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem die Leistung und die Kompetenz im Mittelpunkt stehen.
Dafür sei es wichtig, schon früh das Interesse von Mädchen und jungen Frauen an handwerklichen und technischen Berufen zu wecken und sie darin zu bestärken.
💡Tipp: Wenn ein handwerklicher Beruf für dich spannend klingt, mach doch mal ein Praktikum in einem Betrieb in deiner Nähe oder nimm an Aktionen wie dem Girls'Day oder Boys'day teil, um Einblicke in einen Handwerksbetrieb zu bekommen.
Dir fehlen weibliche Vorbilder im Handwerk? Schau doch mal auf der Seite der Handwerkskammer Oldenburg vorbei. Dort findest du acht Porträts von erfolgreichen Handwerkerinnen, die ihren eigenen Weg gegangen sind. 💪
So stehen die Karrierechancen für junge Frauen im Handwerk
Wenn du eine erfolgreiche Karriere starten und dich später vielleicht sogar mal selbstständig machen möchtest, ist das Handwerk eine tolle Option für deine Zukunft. Kai Vensler verspricht:
Die Ausbildung im Handwerk steht immer für eine erfolgreiche Karriere, dabei spielt das Geschlecht keine Rolle. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden goldene Zeiten für Handwerker:innen werden.
Alle rund 60 Berufe, die im Bezirk der Handwerkskammer Oldenburg von den Mitgliedsbetrieben ausgebildet werden, seien Zukunftsberufe. Und der technische Wandel werde die körperliche Arbeit weiter erleichtern.
Susann Ruppert ergänzt, dass digitale Technologien nicht nur bestehende Berufsbilder verändern, sondern auch neue Berufsfelder schaffen werden. In Zukunft werden sich also noch mehr vielversprechende Chancen im Handwerk auftun, die auch für Frauen attraktiv sind.
Positiv sei außerdem, dass es immer mehr Initiativen und Förderprogramme gebe, die sich für eine Erhöhung des Frauenanteils im Handwerk einsetzen.
Susann Ruppert beobachtet noch einen weiteren Trend: die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das hat auch Auswirkungen aufs Handwerk, indem zum Beispiel umweltfreundliche Technologien eingesetzt werden. „Diese Bereiche ziehen immer mehr Frauen an, die in diesen zukunftsorientierten Berufen ihre Fähigkeiten und ihr Engagement einbringen möchten.“
Eine Ausbildung im Handwerk lohnt sich also. Und am Ende zählt nur eins: Was du drauf hast – nicht dein Geschlecht. 🚀
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